Aus den Prinzipien der Kampf- und Bewegungskunst Aikido sowie den geislichen Übungen (Exerzitien) des Ignatius von Loyola (Gründer des Jesuiten-Ordens, 1491-1556) wurden spezielle Übungen zur Kontemplation in Bewegung, Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit entwickelt. Im Zentrum steht die Kommunikation. Eine Kommunikation, die aus einer ruhigen und kontemplativen Haltung des Geistes entsteht. Kontemplation in Bewegung nach innen und nach außen gerichtet. Bewusste Wahrnehmung von Nähe und Distanz, Raum und Zeit, sowie Kontakt und Begegnung mit dem Übungspartner, eröffnen ein Spektrum neuer Möglichkeiten im Umgang mit sich selbst und mit anderen. Die Übungsformen sind reduziert auf wesentliche Grundelemente des Aikido und des Aiki-Ken (Übungen mit dem Holzschwert).
“Ich bin nicht gekommen, um euch Frieden zu bringen, sondern das Schwert”. Matthäus 10,34
Im Focus stehen Themen wie:
Sich ordnen und ausrichten - Wir nehmen Haltung ein. Innerlich und Äußerlich.
Sich öffnen - Geist und Körper werden frei.
Sich entscheiden - Gute Entscheidungen treffen. Wir haben die Wahl. Immer.
Loslassen und Vertrauen
Leitung: Werner Gräf, 5.Dan Aikikai Tokyo
Bei allem was wir tun oder auch nicht tun – wir müssen uns immer entscheiden.
Wir haben die Wahl. Keine Wahl ist unmöglich. Wenn wir nicht wählen, dann wählen wir, nicht zu wählen; es bleibt eine Wahl. Wir sind nicht frei, keine Wahl zu treffen. Nicht zu wählen hat dieselben Auswirkungen wie jede andere Wahl. Und jede Wahl ist in gewisser Hinsicht endgültig. Unsere Wahl wird so zu unserem Schicksal.
Das Würdevolle, Schöne und Glorreiche am Menschen ist dieses Bewusstsein. Mit dem Mensch-Sein wurde uns quasi die freie Wahl geschenkt. Es ist aber auch eine Bürde. Glanz und Bürde gehen Hand in Hand. Mit der Möglichkeit der Wahl kommt oft die Angst vor der Wahl wie ein Schatten. Man muss alles entscheiden; alles ist ein Akt des Willens. Die Ent-scheidung liegt bei uns.
Diese Einsichten sind einfach und klar. Die Erkenntnis allein hilft aber nicht immer weiter. Im Gegenteil. Eine klare Erkenntnis der eigenen Situation kann zu noch größerer Verunsicherung führen, weil wir erkennen, dass wir möglicherweise allein verantwortlich sind für unser Schicksal. Aber es ist ein Anfang vielleicht neue Wege zu beschreiten.
Viele Menschen sind verunsichert. Die quälenden Fragen: Sein oder nicht Sein? Tun oder nicht tun? Dieses oder jenes tun? Und die Frage: sind wir wirklich frei in unseren Entscheidungen?
Das alles vor dem Hintergrund einer Zeit in der wir leben, die von Aktivismus und Leistung geprägt ist, und in der viele Menschen spüren, dass die ganzen Träume unserer auf Fortschritt und Wachstum beruhenden Gesellschaft sich nur als leere Träume erweisen, die für unseren menschlichen und sittlichen Fortschritt letztlich belanglos bleiben.
Was können wir also tun, um gute Entscheidungen zu treffen?
Wie finden wir mehr Vertrauen, Gelassenheit und Sicherheit im Entscheiden?
Der erste und vielleicht wichtigste Schritt ist, einen Punkt der Ruhe zu finden, aus dem heraus wir überhaupt gute und richtige Entscheidungen treffen können. Wir müssen einen Resonanzraum in uns öffnen, aus dem heraus wir hören können. Wirklich Hin-Hören auf unsere Gefühle, Stimmungen, Gedanken. Wirklich wahrnehmen was ist, um nicht im Getöse von inneren und äußeren Einflüssen unterzugehen, oder von diffusen Gedanken und Ängsten geleitet zu werden. Wir müssen uns innerlich ordnen und neu ausrichten. So können wir Unter-scheiden und letzlich gut Ent-scheiden.
Wer reden will, wer tief und erobernd in den Raum der Welt vorstoßen will, muss erst einmal hören, und um zu hören, muss er still werden.
Hans Urs von Balthasar
Diesen Resonanzraum gilt es zu kultivieren. Er muss hineinfließen in das tägliche Leben und die Basis werden auf der wir stehen. Alle wichtigen Entscheidungen, aber auch die unzähligen kleinen Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, sollten aus diesem Raum heraus getroffen werden. In der Christlichen Mystik gibt es den Begriff Contemplatio in Actione. Ein Zustand, aus dem heraus wir immer in dieser Verbindung bleiben (letztlich mit GOTT).
Archimedes hat einmal ausgerufen: „Gebt mir einen Hebel, einen Stützpunkt, und ich werde die ganze Welt aus den Angeln heben“. Nun, da es diesen Punkt in der Welt nicht gibt, ist es ihm nicht gelungen. Wir müssen diesen Stützpunkt in uns finden, in unserem Inneren.
Wie können wir das erreichen?
Wir müssen von neuen Methoden des Zuhörens und des Lernens Gebrauch machen, und wir müssen diese regelmäßig einüben.
Die kognitive Psychologie stellt, vereinfacht ausgedrückt, fest: Wir erkennen nur, was wir selbst denken können. Mit anderen Worten: Das Erkennen der Welt geht mit unserem Selbsterkennen einher. D.h.: Wir können Natur und Umwelt nur dann besser begreifen, wenn wir uns selbst besser begreifen.
Wahrnehmung ist etwas Erlerntes. Die Welt in der wir leben, ist einschließlich unserer körperlichen Erfahrungen einzig und allein Produkt unserer angelernten Wahrnehmung. Gelingt es uns, den Wahrnehmungsmodus zu ändern, so verändert sich gleichzeitig nicht nur die körperliche Erfahrung, sondern auch unsere Umwelt.
Wenn wir lernen, hören wir also nur auf unsere eigenen Gedanken. Infolgedessen vermögen wir keinen neuen Gedanken zu hören, es sei denn, wir machen von neuen Methoden des Zuhörens und des Lernens Gebrauch.
Diese „Methoden“ sollten den Menschen in seiner Gesamtheit ansprechen und entwickeln, also den Geist (kognitive Wahrnehmung), die Gefühle (emotionale Wahrnehmung) und den Körper (kinästhetische Wahrnehmung).
Die Zukunft des Menschen hängt davon ab, ob er wieder lernt zu schweigen, sich zu sammeln, seiner selbst mächtig zu werden, Abstand zu gewinnen, den Sinn der Vorgänge zu sehen, nicht aus den Parolen, sondern aus dem Wesen der Dinge heraus.
Romano Guardini
Alles beginnt mit dem ersten Schritt. Daraus kann ein Weg werden. Sind wir willens und bereit unserem Leben eine neue Richtung zu geben, neue Wege zu beschreiten, den ersten Schritt zu tun?
Die Entscheidung liegt bei uns.